Liebe Gemeindemitglieder! Liebe Gäste!
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarteten.
Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.
Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt.
Die genannten Aussagen sind mir in diesen Tagen wieder neu begegnet. Sie stammen aus dem Buch von Bronnie Ware: "The Top Five Regrets of the Dying". Es geht um die wesentlichen Dinge, die sterbende Menschen am meisten bereuen. Doch niemand muss so lange warten, bis es sehr spät ist. Wir können jederzeit beginnen, unser Leben zu überdenken, und, wenn nötig, auch umzustellen. So dass wir uns vornehmen, mutig und demütig, zu sagen:
Ich will mir selbst treu bleiben, statt so zu leben, wie andere oder mein Über-Ich es von mir erwarten. Ich darf zu mir stehen. Denn ich bin Gottes wunderbares Geschöpf. Er ist es, der mich gemacht hat. Und so wende ich mich an Ihn: "Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele."
Ich will ein gesundes Maß an Arbeit anstreben, und nicht mehr dauerhaft zu viel arbeiten. "Wenn Du müde wirst, lerne Dich auszuruhen - nicht aufzugeben". Wer übrige Zeit hat, darf sich in unsere Kirchengemeinde einbringen und sich an der Stelle engagieren, wo sein Herz schlägt.
Ich will zu meinen Gefühlen stehen und ihnen auch Ausdruck verleihen, denn sie gehören zu mir. Tränen darf ich weinen, ohne sie sofort wieder abzuwischen. Ärger gebe ich an die richtige Adresse weiter und lege ihn in Gottes Hand. Vor einer kritischen Begegnung darf ich mein Gegenüber still segnen. Und meine Angst? Ich wende mich mit ihr erneut an die richtige Adresse. Gott selbst macht mir Mut dazu: "Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit."
Ich will mir bewusst Zeit nehmen, die Kontakte zu meinen Freunden und Freundinnen zu pflegen. Sie anrufen. Sie besuchen. Sie einladen. Gemeinsam spazieren gehen. Sie zu einem Konzert einladen. Gemeinsam mit ihnen eine Ausstellung besuchen. Gemeinsam in einen Gottesdienst gehen. Musik Brot und Wein gemeinsam geniessen.
Ich will mir vornehmen, mir und anderen wieder mehr Freude zu gönnen. Ich darf mit einer Grundfreude durchs Leben gehen. Sie trägt mich in schwierigen und dunklen Augenblicken: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!" Diese Freude "widerfährt". Die Freude ist schon da. Sie wird uns verkündigt. Sie wartet lediglich einen Schritt von uns entfernt. Das ist der Schritt: Ich stimme in sie ein. Ich lade andere dazu ein.
Zu all dem können wir uns von den wohltuenden Gebets-Gedanken leiten lassen:
"Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann!
Herr, gib mir den Mut und die Kraft, Dinge zu ändern, die ich zu ändern vermag!
Und, Herr, gib mir die Weisheit, beides voneinander zu unterscheiden!"
Und uns darüber hinaus inspirieren lassen von diesem Gebets-Lied:
"Du schenkst uns Zeit, einander zu begegnen, dass wir uns lieben und einander segnen.
Du schenkst uns Zeit und in ihr frohe Stunden, in denen wir der Erden Glück empfunden.
Du schenkst uns Zeit und in ihr auch das Leiden, doch willst du bei uns sein und uns begleiten.
Du schenkst uns Zeit, einander zu vergeben, wie du uns selbst vergibst, damit wir leben.
Du schenkst uns Zeit, damit wir uns besinnen, und, wenn es nötig, Neues auch beginnen.
Du schenkst uns Zeit! Wir wollen sie gestalten, als dein Geschenk in unsern Händen halten.
Herr, lass uns stille werden, dass wir sehn: Du willst zu aller Zeit mit uns durchs Leben gehn."
Mit diesen Gedanken grüße ich Sie zur ausklingenden Passionszeit mit dem Karfreitagsgeschehen als Höhepunkt. Ich grüße Sie mit dem Ostergruß der ersten Christenheit: "Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!" Zu unseren Gottesdiensten lade ich Sie herzlich ein. Sie sind dazu da, uns von Gott beschenken zu lassen. Um aufzutanken. Um Trost zu erfahren. Um Freude zu vertiefen. Um sich neue Kraft zu holen. Zuversicht und Vertrauen. Ganz kosten-frei J
Ihnen und Ihren Lieben ein frohes Osterfest und eine gesegnete nach-österliche Freudenzeit!
Ihr Rudolf Scheller